HPHT-Diamanten: Herstellung, Eigenschaften und Bedeutung in der Schmuckindustrie


Einleitung

Diamanten gelten seit Jahrhunderten als Symbol für Reichtum, Schönheit und Beständigkeit. Neben den natürlichen Diamanten haben sich in den letzten Jahrzehnten synthetische Alternativen etabliert, insbesondere durch das HPHT diamant. HPHT steht für „High Pressure High Temperature“ (Hochdruck-Hochtemperatur) und beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von synthetischen Diamanten, das den natürlichen Entstehungsprozess im Erdmantel imitiert. In diesem Artikel wird erläutert, wie HPHT-Diamanten hergestellt werden, welche Eigenschaften sie besitzen und welche Rolle sie in der heutigen Schmuck- und Industriebranche spielen.


1. Was ist ein HPHT-Diamant?

Ein HPHT-Diamant ist ein synthetisch hergestellter Diamant, der unter extrem hohem Druck und bei sehr hohen Temperaturen gezüchtet wird. Diese Bedingungen ähneln jenen, unter denen natürliche Diamanten tief im Erdmantel über Millionen von Jahren entstehen. Im Gegensatz dazu dauert der HPHT-Prozess nur wenige Wochen. Trotz ihrer künstlichen Herkunft weisen HPHT-Diamanten die gleiche chemische Zusammensetzung (reiner Kohlenstoff in kubischer Kristallstruktur) und physikalischen Eigenschaften wie natürliche Diamanten auf.


2. Das Herstellungsverfahren

Das HPHT-Verfahren wurde erstmals in den 1950er Jahren erfolgreich eingesetzt. Heute gibt es drei Hauptmethoden der HPHT-Produktion:

  • Belt-Presse: Eine klassische Methode, bei der ein metallischer Reaktor zwischen zwei massiven Druckplatten eingespannt wird.
  • Cubic-Pressen: Diese ermöglichen die Erzeugung von gleichmäßigem Druck aus mehreren Richtungen.
  • Split-Sphere-Verfahren (BARS): Besonders effizient und in Russland weit verbreitet.

Ablauf der Herstellung:

  1. Ein kleiner Diamant-Kristall („Seed“) wird in eine Kammer gegeben.
  2. Ein kohlenstoffhaltiges Ausgangsmaterial wird hinzugefügt (oft Graphit).
  3. Metallkatalysatoren (z. B. Eisen, Nickel oder Kobalt) erleichtern das Wachstum.
  4. Die Kammer wird auf über 1.500 °C erhitzt und einem Druck von 5 bis 6 GPa ausgesetzt.
  5. Unter diesen Bedingungen beginnt der Kohlenstoff, sich an den Kristallkeim anzuheften, und der Diamant wächst.

3. Eigenschaften von HPHT-Diamanten

HPHT-Diamanten sind in ihrer Struktur, Härte (10 auf der Mohs-Skala), Lichtbrechung und thermischer Leitfähigkeit mit natürlichen Diamanten identisch. Jedoch gibt es feine Unterschiede, die Spezialisten mithilfe moderner Geräte erkennen können:

  • Farbveränderungen: HPHT-Diamanten können je nach Katalysator gelbliche oder bräunliche Töne aufweisen, lassen sich aber nachbehandeln, um farblos oder intensiv gefärbt zu erscheinen.
  • Inklusionen: Unter dem Mikroskop können metallische Einschlüsse sichtbar sein, was auf das Herstellungsverfahren hinweist.
  • UV-Fluoreszenz und Absorptionsspektren: Diese optischen Eigenschaften unterscheiden sich leicht von natürlichen Diamanten.

4. HPHT vs. CVD-Diamanten

Neben dem HPHT-Verfahren gibt es das CVD-Verfahren (Chemical Vapor Deposition), das ebenfalls zur Herstellung von synthetischen Diamanten dient. Die Unterschiede:

EigenschaftHPHTCVD
Temperatur & DruckHochNiedrig
WachstumVon innen nach außenVon unten nach oben
Größe & ReinheitEher kleinere KristalleGrößere, reinere Kristalle
FarbeTendenz zu Gelb oder BraunMeist farblos

Beide Verfahren bieten Vor- und Nachteile, wobei HPHT-Diamanten oft günstiger in der Produktion sind und zur Farbverbesserung anderer Diamanten verwendet werden können.


5. Anwendung und Bedeutung in der Schmuckindustrie

HPHT-Diamanten gewinnen in der Schmuckindustrie zunehmend an Bedeutung. Sie sind kostengünstiger als natürliche Diamanten, aber dennoch genauso schön und langlebig. Viele Konsumenten bevorzugen inzwischen synthetische Alternativen aus ethischen Gründen, da bei der HPHT-Herstellung keine Umweltzerstörung oder Ausbeutung nötig ist.

Vorteile für Verbraucher:

  • Preis-Leistungs-Verhältnis: HPHT-Diamanten kosten 30–70 % weniger als natürliche Pendants.
  • Nachhaltigkeit: Keine Umweltzerstörung, keine Blutdiamanten.
  • Transparenz: Sie sind als Labor-Diamanten gekennzeichnet und rückverfolgbar.

6. Industrielle Verwendung

Neben der Schmuckindustrie spielen HPHT-Diamanten auch in der Technik eine große Rolle:

  • Schneidwerkzeuge: Aufgrund ihrer Härte eignen sich Diamanten ideal zum Bohren, Schneiden und Schleifen.
  • Elektronik: Diamanten leiten Wärme hervorragend und kommen zunehmend in der Halbleitertechnologie zum Einsatz.
  • Medizin: In der Mikrochirurgie werden Diamantklingen verwendet, da sie extrem präzise Schnitte ermöglichen.

7. Erkennung und Zertifizierung

Auch wenn HPHT-Diamanten mit bloßem Auge kaum von natürlichen zu unterscheiden sind, gibt es Möglichkeiten, sie zu identifizieren. Labore wie das GIA (Gemological Institute of America) oder IGI bieten Zertifizierungen an, in denen die Herkunft – natürlich oder synthetisch – klar angegeben ist. Diese Transparenz gibt Käufern Sicherheit.


Fazit

HPHT-Diamanten sind eine faszinierende technologische Errungenschaft. Sie bieten eine ethische, nachhaltige und kostengünstige Alternative zu natürlichen Diamanten, ohne Kompromisse bei Schönheit oder Qualität einzugehen. Während Puristen weiterhin natürliche Diamanten bevorzugen mögen, zeigt der Trend eindeutig in Richtung Labor-Diamanten. Die HPHT-Technologie spielt dabei eine Schlüsselrolle – sowohl in der Schmuckwelt als auch in industriellen Anwendungen. Wer heute einen Diamanten kauft, hat mehr Auswahl denn je – und kann sich guten HPHT diamant für eine nachhaltige Lösung entscheiden.

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